LITERATUR

THYROID-LIT. 50904

Bone metastases in medullary thyroid carcinoma: high morbidity and poor prognoses associated with osteolytic morphology

Vogel, Th.; Wendler, J.; Frank-Raue, K.; Kreissl, M.C.; Spitzweg, C.; Fassnacht, M.; Raue, F.; Kroiss, M.

(University Hospital, University of Würzburg, Dept. of Internal Medicine I, Div. of Endocrinology/Diabetology, Würzburg; Endocrine Practice; Heidelberg; University Hospital, University of Magdeburg, Dept. of Nuclear Medicine, Magdeburg; University Hospital, Ludwig-Maximilians University of Munich, Dept. of Internal Medicine IV, Munich, Germany; University Hospital, University of Würzburg, Comprehensive Cancer Center Mainfranken, Würzburg, all Germany)

J Clin Endocrinol Metab, 105 (6): 1 – 8 (2020)

Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC) stellt eine relativ seltene Erkrankung dar und macht rund 2–5 % aller Schilddrüsenmalignome aus. Der Tumor kann metastasieren, z. B. in Lunge, Leber und Knochen. Eine Fernmetastasierung hat eine wesentliche Verschlechterung der Prognose zur Folge. Knochenmetastasen haben in vielen Fällen pathologische Frakturen, die Erfordernis einer Bestrahlung oder Operation des Knochens, Kompression des Rückenmarks oder eine malignomassoziierte Hyperkalzämie zur Folge. Dies wird als „skeletal-related events (SRE)“ zusammengefasst.

In dieser retrospektiven Untersuchung wird über 114 Patienten berichtet; alle mit einem MTC und Knochenmetastasen. Die Nachbeobachtungszeit seit der Erstdiagnose belief sich auf 5,8 Jahre (Median; Bereich 0,1–30,3 Jahre) und seit der Diagnose von Knochenmetastasen auf 26,6 Monate (Bereich 0–188 Monate). Die Diagnose erfolgte in einem Alter von 45 Jahren (Median; Bereich 15–81 Jahre) bei Vorliegen eines sporadischen MTC und 27 Jahre (Bereich 15–57 Jahre) bei einem hereditären MTC. 43 Patienten (38 %) starben.

Nach Diagnosestellung von Knochenmetastasen betrug die mediane Überlebenszeit 1,8 Jahre (Bereich 0,5 Monate bis 7,8 Jahre). Knochenmetastasen wurden 2,1 Jahre (Median; Bereich 0,1–20,6 Jahre) nach Diagnosestellung des MTC festgestellt, zumeist durch eine CT-Untersuchung. 32 % der Knochenmetastasen waren osteolytisch, 25 % osteoblastisch und 22 % gemischt (nicht bekannt bei 21 %). Bei 90 Patienten (79 %) traten die Knochenmetastasen multifokal auf, vornehmlich in der Wirbelsäule (86 %), im Becken (61 %) und den Rippen (45 %). Nahezu alle Patienten (97 %) hatten zudem weitere Fernmetastasen (so 62 % in der Leber und 51 % in der Lunge).

Bei 47 % der Patienten (n = 54) wurde während der Beobachtungszeit von im Median 26,6 Monaten (Bereich 0–188 Monate) wenigstens ein SRE verzeichnet. Davon war bei 50 % eine Bestrahlung des Knochens erforderlich, 32 % erlitten eine pathologische Fraktur, und 12 % mussten am Knochen operiert werden. Das erste SRE trat im Median nach 8 Monaten nach der Erstdiagnose des MTC auf (Bereich 0–108 Monate). Ein SRE trat mit 42 % signifikant häufiger bei Patienten mit osteolytischen Metastasen auf (n = 23; p = 0,047). Nur 17 % der SRE ereigneten sich bei Patienten mit osteoblastischen Metastasen (n = 9). Ein SRE wurde vornehmlich bei Metastasen in der Wirbelsäule (p = 0,005), den Rippen (p = 0,012) oder der Scapula (p = 0,046) verzeichnet.

Das Auftreten eines SRE beeinflusste nicht die Gesamt­überlebens­rate, was hingegen für die Morphologie der Knochen­metastasen verzeichnet wurde. Osteolytische Metastasen hatten eine signi­fi­kante Verschlechterung der Prognose zur Folge (s. Abb.). Wurden die Patienten bei Vorliegen von Knochenmetastasen mit einer antiresorptiven Behandlung therapiert (n = 36; Bisphosphonate, Denusomab), so führte dies zu einem signifikanten Rückgang von SRE (p = 0,04).

Die Studie liefert wesentliche neue Erkenntnisse für die Therapie von Patienten mit einem MTC: Knochenmetastasen sind häufig, ins­besondere osteolytische Metastasen. Diese sind mit einer schlech­teren Prognose und einer höheren Rate eines SRE assoziiert. Eine antiresorptive Therapie ist hilfreich, insbesondere bei osteolytischen Metastasen.

Letzte Aktualisierung: 22.07.2020