LITERATUR

THYROID-LIT. 50903

Long-term effects of radioiodine in toxic multinodular goiter: thyroid volume, function, and autoimmunity.

Roque, C.; Santos, F.S.; Pilli, T.; Dalmazio, G.; Castagne, M.G.; Pacini, F.

(Section of Endocrinology, Diabetes and Metabolism, Dept. of Internal Medicine, Egas Moniz Hospital-Occidental Hospital Centre in Lisbon, Lisbon, Portugal; Section of Endocrinology, Dept. of Medical and Surgical Sciences and Neurosciences, University of Siena, Siena, Italy)

J Clin Endocrinol Metab, 105 (7): 1-7 (2020).

Eines der seit Langem etablierten Verfahren zur Therapie einer Hyperthyreose auf dem Boden einer multifokalen Autonomie ist die Durchführung einer Radiojodtherapie (RJTh). Die RJTh ist schmerzlos, relativ einfach vorzunehmen, mit geringem Risiko einer Hypothyreose und ohne die mit einer Operation verknüpften Risiken.

Hier gingen die Verfasser der Frage nach, wie die Langzeiteffekte einer RJTh in einer fixen Therapiedosis von 15 mCi sind (Patienten, die eine andere Dosis erhielten, wurden nicht berücksichtigt).

Berichtet wird über 153 Patienten im mittleren Alter von 68,7 ± 9,2 Jahren, 116 Frauen (75,8 %) und 37 Männer (24,2 %). 18 Patienten (11,8 %) hatten eine manifeste, 135 Patienten (88,2 %) eine subklinische Hyperthyreose. Das mittlere Schild­drüsen­volumen betrug 49,7 ± 39,8 ml (Bereich 8–256 ml). Die Patienten wurden über 6,2 ± 2,9 Jahre nachbeobachtet (Bereich zwei bis zwölf Jahre).

Ein Jahr nach der RJTh wurde eine mittlere Reduktion des Volumens um 30 % dokumentiert. (Bereich 19–43,4 %; p < 0,001). Die Abnahme des Schilddrüsenvolumens korrelierte nicht mit dem Volumen vor der RJTh. Während der Folgejahre war eine weitere, jedoch nicht so ausgeprägte Volumenreduktion festzustellen. Dabei wurde die maximale Volumenabnahme zwischen dem dritten und sechsten Jahr nach der RJTh dokumentiert. Nach dem sechsten Jahr war bei einigen Patienten eine erneute Größenzunahme zu verzeichnen.

Am Ende der Nachbeobachtungszeit lag bei 61,6 % der Patienten eine euthyreote Stoffwechsellage vor, bei 6,2 % eine subklinische Hyperthyreose und bei 4,8 % eine thyreostatisch behandelte manifeste Hyperthyreose. Weitere 24,7 % erhielten wegen einer subklinischen Hypothyreose und 2,7 % wegen einer manifesten Hypothyreose eine Substitutionstherapie. Bei Patienten, die eine Hypothyreose entwickelten, war die Größenabnahme der Schilddrüse größer als bei Patienten, die keine Hypothyreose entwickelten (63 ± 16 % vs. 54,5 ± 20 %; p = 0,009). Die mittlere Zeit bis zur Diagnosestellung der Hypothyreose betrug 2,7 ± 2,4 Jahre.

Bei einer Subgruppe von 100 Patienten wurde die Stoffwechsellage über zehn Jahre nachverfolgt. Danach war die Hyperthyreose bei 44 % der Patienten nach sechs Monaten, bei 71 % nach einem Jahr, bei 91 % nach vier Jahren und bei 94 % nach zehn Jahren beseitigt.

Initial wiesen 22 % der Patienten Tg-Antikörper auf, 23 % TPO-Antikörper und 6,9 % TSH-Rezeptor-Antikörper. Nach der RJTh kam es während des ersten Jahres zu einem Anstieg der Tg-Antikörper um 55 %, während der ersten drei Monate zu einem Anstieg der TPO-Antikörper um 46 %. Während der Folgejahre kam es zu einem kontinuierlichen Rückgang in der Höhe der Antikörper. Die Höhe der TSH-Rezeptor-Antikörper änderte sich nicht.

Zwischen der Höhe der Tg- bzw. TPO-Antikörper und dem Verlauf nach der RJTh ergab sich kein Zusammenhang. Lediglich der Nachweis von TSH-Rezeptor-Antikörpern war mit einer Hyperthyreose am Ende der Nachbeobachtungszeit assoziiert (p = 0,004).

Somit zeigt die Untersuchung die Langzeiteffektivität einer RJTh zur Behandlung einer Hyperthyreose bei multifokaler Autonomie. Sie beseitigt die Hyperthyreose, führt zu einer signifikanten Volumenreduktion, ist einfach vorzunehmen und resultiert in einer niedrigen Hypothyreoserate.

Letzte Aktualisierung: 22.07.2020