LITERATUR

THYROID-LIT-50885

Levothyroxine in women with thyroid peroxidise antibodies before conception.

Dhillon-Smith, R.K.; Middleton, L.J.; Sunner, K.K.; Cheed, V.; Baker, K.; Farrell-Carver, S.; Bender-Atik, R.; Agrawal, R.; Bhati, K.; Edi-Osagie, E.; Ghobara, T.; Gupta, P.; Jurkovic, D.; Khalaf, Y.; MacLean, M.; McCabe, C.; Mulgabal, K.; Nunes, N; Overton, C.; Quenby, S.; Ral, R.; Raine-Fenning, N.; Robinson, L.; Ross, J.; Sizer, A.; Small, R.; Tan, A.; Underwood, M.; Kilby, M.D.; Boelaert, K.; Daniels, J.; Thangaratinam, S.; Chan, S.Y.; Coomarasamy, A.

(Multiple Institutionen vornehmlich in Großbritannien)

N Engl J Med 380: 1316-1325 (2019)

Das Vorliegen von TPO-Antikörpern ist mit einem erhöhten Abortrisiko vergesellschaftet. Auch zeigten einige randomisierte Studien, dass eine Medikation mit Levothyroxin (L-T4) zu einem Rückgang der Abortrate führt. Eine ebenfalls randomisierte Studie bei Frauen, bei denen eine in-vitro-Fertilisation erfolgte, konnte dies hingegen nicht bestätigen. Die 2017 publizierten Leitlinien der amerikanischen Schilddrüsengesellschaft ATA formulierten daher, dass eine ungenügende Evidenz vorliege, ob eine L-T4-Gabe zu einem Rückgang der Abortrate bei TPO-positiven Frauen führt. Hier wird eine doppelblinde, plazebokontrollierte Studie vorgestellt, die der Frage nachging, ob eine Medikation mit L-T4 bei TPO-Antikörper-positiven Frauen mit einer Anamnese eines Aborts oder Infertilität zu einem günstigeren Schwangerschaftsverlauf führt.

Eingeschlossen wurden 952 Frauen, die entweder 50 µg L-T4 täglich (n = 476) oder ein Plazebo (n = 476) erhielten, beginnend bereits vor der Konzeption und – bei Eintritt einer Gravidität – bis zum Ende der Schwangerschaft. Primäres Ziel war die Lebendgeburt nach der 34. Schwangerschaftswoche. Insgesamt 940 der 952 Frauen nahmen bis zum Studienende teil (98.7 %). Insgesamt 266 der 470 Frauen in der L-T4-Gruppe (56.6 %) und 274 der 470 Frauen in der Plazebogruppe (58.3 %) wurden schwanger.

Bei den Frauen, die schwanger wurden, war in der L-T4-Gruppe in 37.4 % (176 der 470 Frauen) eine Lebendgeburt zu verzeichnen, verglichen mit 37.9 % (178 der 470 Frauen) in der Plazebogruppe (relatives Risiko 0.97, 95 % Vertrauensbereich 0.83 – 1.14; p = 0.74). Auch sonstige Parameter unterschieden sich nicht signifikant, wie das Gestationsalter zum Geburtstermin, der Apgar-Index, das Geburtsgewicht oder die Häufigkeit neonataler Komplikationen bei Mutter und Kind.

Erwartungsgemäß waren zu allen Zeitpunkten die TSH-Werte niedriger und die fT4-Werte höher bei Frauen, die L-T4 einnahmen. Zudem war die Anzahl von Frauen, die die Medikation wegen auffälliger Blutwerte beendeten, in beiden Gruppen gleich (9.8 vs. 9.6 %). Auch die Häufigkeit von Nebenwirkungen unterschied sich zwischen beiden Gruppen nicht (p = 0.14).

In dieser sehr prominent publizierten Studie hatte somit die Einnahme von L-T4 bei TPO-Antikörper-positiven Frauen keinen Einfluss auf die Abortrate oder sonstige Parameter des Schwangerschaftsverlaufs. In der Diskussion weisen die Verfasser allerdings darauf hin, dass lediglich eine Standarddosis von L-T4 eingenommen wurde und keine Anpassung an den jeweiligen TSH-Wert oder das Körpergewicht erfolgte.

Letzte Aktualisierung: 10.01.2020