LITERATUR

THYROID-LIT-50884

Cardiovascular findings in patients with nonsurgical hypoparathyroidism and pseudohypoparathyroidism: a cohort study.

Underbjerg, L.; Sikjaer, T.; Rejnmark, L.

(Dept. of Endocrinology and Internal Medicine, Aarhus University Hospital, Aarhus, Denmark)

Clin Endocrinol, 90: 592-600 (2019)

Die Hypokalzämie stellt eine der wesentlichen Komplikationen einer Thyreoidektomie dar, verursacht durch einen in vielen Fällen passageren Hypoparathyroidismus. Allerdings gibt es auch Patienten, bei denen ein nicht operativ verursachter Hypoparathyreoidismus oder ein Pseudohypoparathyreoidismus (PHP) diagnostiziert wird. Beides sind relativ seltene Ereignisse. Ein PHP ist charakterisiert durch eine Resistenz für Parathormon (PTH). Diese Resistenz kann in diversen Geweben unterschiedlich ausgeprägt sein. Ob so das kardiovaskuläre System durch die hohen PTH-Werte bei PHP beeinflusst wird, ist bislang nicht bekannt. Frühere Untersuchungen der Arbeitsgruppe der Verfasser konnten zeigen, dass bei nicht-operativ bedingten Hypoparathyreoidmus (non-surgical hypoparathyroidism, Ns-HypoPT) ein signifikant höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen vorliegt, insbesondere ischämische Herzerkrankungen, Schlaganfall und Arrhythmien. Dies war Anlaß, bei 56 Patienten mit Ns-HypoPT (68 % weiblich) und 30 Patienten mit PHP (80 % weiblich) diverse biochemische Parameter, die sonographisch festgestellte Steifigkeit der Gefäßwände, die Pulswellengeschwindigkeit (PWV) und den Blutdruck zu untersuchen.

Patienten mit Ns-HypoPT waren signifikant älter und größer als Patienten mit PHP (47 ± 17 vs. 36 ± 13 Jahre, p < 0.01, bzw. 168 ± 8 vs. 161 ± 11 cm, p < 0.01), sonst ergaben sich zwischen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Allerdings nahmen 5/ 56 Patienten mit Ns-HypoPT Schilddrüsenhormone ein, verglichen mit 12/30 Patienten mit PHP (p < 0.01). Bei der Mehrzahl der Patienten war eine genetische Untersuchung erfolgt, die in 60 % der Fälle mit Ns-hypoPT und in 35 % der Fälle mit PHP eine genetische Bestätigung erbrachte. Eine vergleichbar große Patientenanzahl erhielt in beiden Gruppen eine Substitution mit Calzium, Alfacalcidol, Cholecalciferol oder Calzitriol. Auch die Zufuhr von Calzium über die Ernährung unterschied sich zwischen beiden Gruppen nicht. Zudem ergaben sich anamnestisch zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede bezüglich der Anamnese kardiovaskulärer Erkrankungen oder der Rauchgewohnheiten.

Vergleicht man die verschiedenen Laborwerte, so waren bei Patienten mit Ns-HypoPT ein signifikant höherer HDL-Cholesterinwert, ein signifikant höherer Blutzuckerwert bei gleichem HbA1c, ein niedrigerer Wert für das ionisierte Calzium und ein höherer Wert für Kreatinin nachweisbar (p jeweils < 0.01). Auch war 25-OH-Vitamin D in der Gruppe mit Ns-HypoPT signifikant höher als in der Gruppe der Patienten mit PHP (80 ± 30 vs. 65 ± 21 nmol/L, p < 0.01).

Personen mit Ns-HypoPT wiesen eine signifikant höhere PWV auf als Patienten mit PHP (p = 0.02), während sich der Augmentationsindex (AIx%), der zentrale systolische und diastolische Blutdruck nicht unterschieden. Dies zeigt die Tabelle (MAP = mean arterial pressure, adjusted = bezogen auf MAP, BMI, Alter, Geschlecht, TSH- und 25-OH-Vitamin D).

In der multivariaten Analyse waren lediglich Alter und MAP die einzigen unabhängigen Einflussgrößen auf die PWV bei Ns-HypoPT- und PHP-Patienten. In der 24-Stunden-Protokollierung hatten Patienten mit Ns-HypoPT eine signifikant höhere Pulsfrequenz als Patienten mit PHP (p = 0.03). Der Blutdruck über 24 Stunden unterschied sich nicht.

Die Publikation zeigt somit signifikant Unterschiede zwischen beiden Patientengruppen. Die höhere Gefäß­steifigkeit und die höhere Pulsfrequenz bei Patienten mit Ns-HypoPT beeinflussen das Risiko einer kardio­vasku­lären Erkrankung. Auch legen die Daten nahe, dass bei Patienten mit PHP eine Resistenz gegen Parathormon im vaskulären System vorliegt.

Letzte Aktualisierung: 10.01.2020