LITERATUR

THYROID-LIT-50877

Sight-threatening Graves’ orbitopathy: Twenty years’ experience of a Hornhautulcera – Orbitadekom multidisciplinary thyroid-eye outpatient clinic

Tramunt, B., Imbert, P., Grunenwald, S., Boutault, F., Caron, P.

(Dept. of Diabetology, Metabolic Disorders and Nutrition, Hôpital Rangueil, University Hospital Centre; Ophthalmology Dept., Polyclinique du Parc; Dept. of Endocrinology, Metabolic Diseases and Nutrition, Hôpital Larrey, University Hospital Centre, all Toulouse, France)

Clin Endocrinol, 90: 208-213 (2019)

Bei Basedow-Patienten mit einer endokrinen Orbitopathie werden in etwa 3 bis 5 % der Fälle schwere Verläufe gesehen, die mit einer Bedrohung der Sehkraft einhergehen.

In dem hier vorgestellten Erfahrungsbericht eines multidisziplinären Betreuungsteams aus Toulouse/Frankreich sind Patientencharakteristika und therapeutische Maßnahmen bei allen dort betreuten Patienten mit schwerer endokriner Orbitopathie über einen Zeitraum von über 20 Jahren zusammengestellt.

Die Orbitopathie wurde als visusbedrohend eingestuft, wenn eine Optikusneuropathie und/oder Hornhautulcera nachweisbar waren. Insgesamt 31 Patienten erfüllten die genannten Kriterien (47 betroffene Augen), 77 % waren Frauen, und in 58 % der Fälle bestand ein aktiver Nikotinabusus. Eine Optikusneuropathie wurde an 40 Augen nachgewiesen, 15 Augen hatten Hornhautulcera, und an 8 Augen waren beide Komplikationen vorhanden.

Klinisch manifestierte sich die Optikusneuropathie mit Sehkraftverschlechterung (85 %), Gesichtsfelddefekten (80 %) und gestörtem Farbempfinden (100 %), 42 % der Patienten zeigten bei der ophthalmologischen Untersuchung ein Makulaödem. Im ersten Jahr nach Diagnosestellung wurde bei 82,5 % der Patienten eine chirurgische Orbitadekompression durchgeführt, nur 7 Patienten erhielten ausschließlich eine hoch dosierte Steroid-Stoßtherapie. Zur Behandlung der Hornhautulcera wurden verschiedene Maßnahmen eingesetzt: Als Basistherapie erhielten alle Patienten Augentropfen und nächtliche Okklusionsverbände zur Beherrschung der Sicca-Problematik. In 23 % der Fälle war dies als alleinige Maßnahme aus­reichend, die übrigen Patienten benötigten weiterführende Interventionen (4x okuläre Dexamethasonanwendung, 1x Tränenkanalstopfen, 2x Amnionmembrantransplantation, 2x Tarsorrhaphie, 3x Injektion von Botulinumtoxin in das Oberlid und 2x Lidchirurgie). Durch die Behandlung wurde in 85 % der Patienten mit Optikusneuropathie eine Remission oder Befundbesserung erreicht, bei den Patienten mit Hornhautulcera lag der Anteil mit 71,4 % niedriger. Die Zusammenstellung zeigt, dass es bei Patienten mit schwerer endokriner Orbitopathie in den meisten Fällen gelingt, eine befriedigende Besserung mit weitgehender Erhaltung der Sehkraft zu erreichen, wobei die Mehrheit der Patienten allerdings eine Dekompressions­operation benötigte.

Letzte Aktualisierung: 30.09.2019