LITERATUR

THYROID-LIT-50874

Tumor Volume Doubling Time in Active Surveillance of Papillary Thyroid Carcinoma

Oh, H.-S.; Kwon, H.; Song, E.; Jeon, M.J.; Kim, T.Y.; Lee, J.H.; Kim, W.B.; Shong, Y.K.; Chung, K.-W.; Baek, J.H.; Kim, W.G.

(Depts of Internal Medicine, Radiology, and Surgery, Asan Medical Center, University of Ulsan College of Medicine; Dept. of Endocrinology and Metabolism, National Police Hospital; Dept. of Endocrinology and Metabolism, Kangbuk Samsung Hospital, Sungkyunkwan University School of Medicine, all Seoul, Republic of Korea)

Thyroid, 29: 642-649 (2019)

Bei Patienten mit papillärem Schilddrüsenkarzinom und einer Niedrig-Risiko-Konstellation (kleiner Tumor ohne Zeichen einer Invasion in die Umgebung und ohne zervikale Lymphknoten- bzw. Fernmetastasen) kann überlegt werden, statt einer sofortigen Operation zunächst ein konservatives Procedere mit engmaschigen Verlaufskontrollen zu wählen. Dabei müssen aber dann die Fälle zuverlässig identifiziert werden, bei denen es zu einem signifikanten Progress der Tumorerkrankung kommt, damit diese dann einer entsprechenden Weiterbehandlung zugeführt werden können.

Etablierte biologische oder molekulare Marker, die eine solche Entscheidung erleichtern könnten, gibt es bisher nicht. In der hier vorgestellten Studie aus Südkorea wurde untersucht, ob die Verdopplungszeit des Tumorvolumens (TVDT) ein geeigneter Parameter sein kann, um Patienten mit fortschreitender Erkrankung von solchen mit stabilen Verläufen zu unterscheiden. Die Studienkohorte umfasste insgesamt 273 Patienten mit einem durch Feinnadelpunktion oder Vakuumbiopsie zytologisch bzw. histologisch gesichertem papillärem Schilddrüsenkarzinom, die erst einmal nicht operiert, sondern über mindestens ein Jahr aktiv überwacht wurden. Das Tumorvolumen wurde sonographisch bestimmt aus Tumorlänge x Tumorbreite x Tumortiefe x π/6. Basierend auf mehreren Volumenbestimmungen im Verlauf (mindestens 3-mal, Abstand max. ca. 6 Monaten), wurde die TVDT für jeden Patienten hochgerechnet, wobei je nach Ergebnis eine Einteilung in zwei Gruppen erfolgte (stabiler Verlauf: TVDT ≥ 5 Jahre, rascher Progress: TVDT < 5 Jahre). Der Altersmedian der Patienten lag bei 51,1 Jahren (42,2–61,0), 76 % waren Frauen. Das initiale Tumorvolumen betrug 62,1 mm3 (28,1–122,8), der Überwachungszeitraum umfasste im Median 42 Monate (29–61). Bei 10,3 % der Patienten ergab sich eine TVDT < 2 Jahre, 5,1 % hatten eine TVDT zwischen 2 und 3 Jahren, bei 6,2 % lag die TVDT zwischen 3 und 4 Jahren, bei 6,6 % zwischen 4 und 5 Jahren, und 71,8 % der Patienten wiesen eine TVDT von ≥ 5 Jahren auf. Die 77 Patienten (28,2 %) aus Gruppe 2 (rascher Progress) waren signifikant jünger als die 196 Patienten (71,8 %) aus Gruppe 1 (stabiler Verlauf); p = 0,004. In der Multivarianzanalyse erwies sich ein Alter < 50 Jahre als signifikanter Risikofaktor für ein rasches Tumorwachstum (OR = 2,31, p = 0,004). Unter den sonographisch erfassten Merkmalen war nur der Nachweis von Makrocalcifikationen (nicht Mikrocalcifikationen!) ein unabhängiger Risikofaktor (OR = 4,98, p < 0,001).

Die Autoren schließen aus ihren Daten, dass die TVDT ein guter Parameter ist, um die Wachstumsgeschwindigkeit bei papillären Schilddrüsenkarzinomen zu beurteilen. Die Berechnung der TVDT kann hilfreich sein, Patienten mit einem raschen Progress zu erkennen, um diese dann baldmöglichst einer operativen Therapie zuführen zu können.

Letzte Aktualisierung: 30.09.2019