LITERATUR

THYROID-LIT-50871

High-dose preoperative cholecalciferol to prevent post-thyroidectomy hypocalcaemia: A randomized, double-blinded placebo-controlled trial

Rowe, C.W.; Arthurs, S.; O´Neill, C.J.; Harthorne, J.; Carroll, R.; Wynne, K.; Bendinelli, C.

(Dept. of Endocrinology, John Hunter Hospital; School of Medicine and Public Health, University of Newcastle, Dept. of Rehabilitation, John Hunter Hospital; Dept. of Surgery, John Hunter Hospital, all Newcastle, New South Wales, Australia)

Clin Endocrinol, 90: 343-350 (2019)

Die Hypokalzämie stellt eine der wesentlichen Komplikationen einer Thyreoidektomie dar, oft verursacht durch einen in vielen Fällen passageren Hypoparathyreoidismus. Hier untersuchten die Autoren, ob eine Verabreichung von Cholecalziferol (Vitamin D) präoperativ in hoher Dosierung die Inzidenz einer postoperativen Hypokalzämie verringern kann. Berichtet wird eine randomisierte, doppelblinde, prospektive Untersuchung bei 160 Patienten. In der Verumgruppe erhielten die Patienten sieben Tage vor der Thyreoidektomie 300 000 E Cholecalciferol. Blutabnahmen erfolgten vor der Randomisierung, am Operationstag, anschließend nach 6, 24, 48 Stunden sowie nach sieben und nach 30 Tagen. Eine Kalziumsubstitution erfolgte post operationem, wenn ein Kalziumwert < 2,2 mmol/L gemessen wurde. Wurde eine Konzentration von < 2 mmol/L bestimmt, wurde 2 x 0,5 µg Calcitriol zweimal täglich verabreicht. Ausgewertet wurden schließlich die Verläufe bei 78 Patienten in der Placebogruppe und 72 Patienten in der Vitamin-D-Gruppe.

Die beiden Patientengruppen unterschieden sich nicht bezüglich Alter, Geschlecht, BMI, Operationsindikation und anderen Parametern. Hauptindikation für die Operation war eine Struma (49 %), gefolgt von einem M. Basedow (31 %) und einem Schilddrüsenkarzinom (20 %). Eine postoperative Hypokalzämie mit einem korrigierten Kalziumwert von < 2,1 mmol/L während der Nachbeobachtungszeit wurde bei 21/72 Patienten (29 %, 95 %-Konfidenzintervall 19–40 %) in der Vitamin-D-Gruppe und bei 30/78 Patienten (38 %, 95 %-Konfidenzintervall 28–49 %) in der Placebogruppe verzeichnet (p = 0,23). Auch sonstige untersuchten Parameter, wie das Auftreten einer symptomatischen Hypokalzämie, die Länge des Kranken­haus­aufenthaltes, die Rate eines permanenten Hypoparathyreoidismus, das Erfordernis einer Substitution mit Kalzium und/ oder Calcitriol unterschieden sich nicht signifikant. Die größten Unterschiede einer postoperativen Hypokalzämie fanden sich bezogen auf den Parathormonwert (PTH) am ersten postoperativen Tag: Unterteilt man dies in zwei Gruppen mit niedrigem PTH-Wert von weniger als 10 pg/ml und normalem PTH-Wert von ≥ 10 pg/ml, ergab sich eine Hazard Ratio (HR) für eine postoperative Hypokalzämie von 0,56 % (95 %-Konfidenzintervall 0,31–0,98, p = 0,04) für die Patientengruppe, die Vitamin D erhielt. Dies zeigt die Abbildung. Auch war der PTH-Wert am ersten postoperativen Tag ein Vorhersagefaktor für eine Hypokalzämie (HR 7,44, 95 %-Vertrauensbereich 4,16–13,32, p < 0,0001). 

Fasst man die Ergebnisse zusammen, so führte eine Ein­nahme von hoch dosiertem Vitamin D präoperativ nicht zu einem Rückgang der Hypokalzämierate nach Thyreoid­ekto­mie. Allerdings zeigten sich in Untergruppen signifikante Unterschiede, insbesondere ausgehend von dem PTH-Wert am ersten postoperativen Tag.

Letzte Aktualisierung: 30.09.2019