LITERATUR

THYROID-LIT-50870

European Perspective on 2015 American Thyroid Association Management Guidelines for Adult Patients with Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer: Proceedings of an Interactive International Symposium

Luster, M.; Aktolun, C.; Amendoeira, I.; Barczynski, M.; Bible, K.C.; Duntas, L.H.; Elisei, R.; Handkiewicz-Junak, D.; Hoffmann, M.; Jarzab, B.; Leenhardt, L.; Musholt, T.J.; Newbold, K.; Nixon, I.J.; Smit, J.; Sonbrinho-Simoes, M.;Sosa, J.A.; Tuttle, R.M.; Verburg, F.A.; Wartofsky, L.; Führer, D.

(Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Marburg, Marburg, Germany; Dept. of Nuclear Medicine, School of Medicine, Izmir Ekonomi Universitesi, Izmir, Turkey; University Hospital of São João, Medical Faculty and Institute of Molecular Pathology and Immunology, University of Porto, Porto, Portugal; Dept. of Endocrine Surgery, Jagiellonian University Medical College, Krakow, Poland; Div. of Medical Oncology, Dept. of Oncology, The Mayo Clinic, Rochester, Minnesota, USA; Endocrine Unit, Evgenidion Hospital, University of Athens, Athens, Greece; Endocrine Unit, Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Pisa, Pisa, Italy; Dept. of Nuclear Medicine and Endocrine Oncology, Maria Sklodowska-Curie Memorial Institute and Centre of Oncology, Gliwice Branch, Gliwice, Poland; Depts of Nuclear Medicine and Positron Emission Tomography/Computed Tomography, Radiology Center, Vienna, Austria; Thyroid and Endocrine Tumor Unit, Pitié-Salpêtrière Sorbonne University Hospital, Paris, France; Section of Endocrine Surgery, Dept. of General, Visceral and Transplantation Surgery, University Medicine, Johannes Gutenberg University Mainz, Mainz, Germany; Thyroid Therapy Unit, The Royal Marsden Hospital, London, United Kingdom; Dept. of Ear, Nose, and Throat Surgery, NHS Lothian and University of Edinburgh, Edinburgh, UK; Dept. of Medicine, Division of Endocrinology, Radboud University Nijmegen Medical Center, Nijmegen, The Netherlands; Dept. of Surgery, University of California at San Francisco–UCSF, San Francisco, California, USA; Dept. of Endocrinology, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, New York, USA; Dept. of Medicine, Washington Hospital Center, Washington, DC, USA; Dept. of Endocrinology and Metabolism, Endocrine Tumor Center at WTZ, Essen University Hospital, Essen, Germany)

Thyroid, 29: 7-26 (2019)

2015 wurden von der amerikanischen Schilddrüsengesellschaft (ATA) Leitlinien zur Vorgehensweise bei Schilddrüsenknoten und differenziertem Schilddrüsenkarzinom (DTC) publiziert. Bereits kurz danach wurden von europäischen Autoren Anmerkungen hierzu vorgebracht. Die hier vorgestellte Übersicht fasst auf der Grundlage eines 2015 in Berlin veranstalteten Symposiums divergierende Auffassungen zusammen. Dies betrifft beispielsweise den Stellenwert der Radiojodtherapie (RJTh).

Präoperative Untersuchung von Schilddrüsenknoten: In der europäischen Sichtweise wird eine Szintigraphie zum Ausschluss oder Nachweis einer Autonomie auch bei normaler TSH-Konzentration empfohlen, basierend auf der über Jahrzehnte bestehenden Jodmangelsituation. Somit kann die Anzahl der Patienten, bei denen eine Punktion indiziert ist, reduziert werden. Auch wird von den Europäern bei Vorliegen von Knoten die Kalzitoninmessung einmalig empfohlen. Des Weiteren wird von europäischer Seite bei jeder Sonographie auch die Untersuchung der Lymphknotenstationen empfohlen. Zudem wurden die TIRADS-Kriterien in Europa modifiziert und mit EU-TIRADS benannt. Auch die Indikation zur Feinnadel­aspirations­zytologie (FNA) wird aufgrund der in Europa bestehenden Häufung von Knoten, basierend auf dem Jodmangel, unter­schiedlich gesehen.

Die Rolle der Chirurgie wird von den europäischen Ärzten unterschiedlich zu den ATA-Empfehlungen gesehen. Dies betrifft z. B. die Untersuchung mit Kontrastmitteln vor einer Operation. Nach Auffassung der Autoren vermindert diese präoperative Maßnahme die Möglichkeit einer RJT im Verlauf, weswegen eine Bildgebung ohne Kontrastmittel zu bevorzugen ist. Auch das Ausmaß der Operation bei Tumoren mit < 4 cm Durchmesser wird anders beurteilt. So schließt eine Lobektomie ein RJTh aus. Ferner bedarf ein Teil der ursprünglich lobektomierten Patienten einer komplettierenden Thyreoidektomie. Auch bei Low-Risk-Tumoren zwischen 2 und 4 cm Durchmesser wird von den Europäern eine Lobektomie nicht als Therapie der Wahl angesehen. Eine möglicherweise bei Lobektomie nicht erforderliche Schilddrüsenhormonmedikation wird nicht als Kriterium gesehen: In Europa benötigen bis zu 75 % der Patienten nach Lobektomie eine Schilddrüsenhormonmedikation. Anmerkungen der Europäer gab es auch zum Ausmaß der Lymphknotenresektion. Ferner betonen die Europäer den Stellenwert einer präoperativen HNO-ärztlichen Untersuchung.

Weitere Unterschiede betonen u. a. den Stellenwert der RJTh bei Patienten mit DTC oder den Einsatz von rhTSH vor einer postoperativen RJTh.

Insgesamt legen die Autoren eine sehr lesenswerte, umfangreiche und differenzierte Auseinandersetzung mit den amerikanischen Leitlinien vor. Hier sind nur einige Aspekte benannt.

Letzte Aktualisierung: 30.09.2019