LITERATUR

THYROID-LIT-50869

The time point of completion thyroidectomy has no prognostic impact in patients with differentiated thyroid cancer

Lenschow, C.; Mäder, U.; Germer, C.-Th.; Reiners, C.; Schlegel, N.; Verburg, F.A.

(Dept. of General-, Visceral-, Vascular and Pediatric Surgery, University Hospital Würzburg, Würzburg; Comprehensive Cancer Center Mainfranken, Würzburg; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Würzburg, Würzburg; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Marburg, Marburg, all Germany)

Clin Endocrinol, 90: 479-486 (2019)

Die Prognose bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom ist in der Regel exzellent. Abgesehen von einigen Sondersituationen besteht die Therapie in der Thyreoidektomie und anschließenden Radiojodtherapie (RJTh). Sofern die Thyreoidektomie nicht bereits bei der Erstoperation vorgenommen werden kann, muss in manchen Fällen eine komplettierende Thyreoidektomie erfolgen, mit Entfernung des kontralateralen Schilddrüsenlappens. Häufig wird dies innerhalb von drei Tagen oder nach drei Monaten nach der Primäroperation vorgenommen. Es gibt nur wenige Studien, die der Frage nachgingen, ob die unterschiedlichen Operationszeiträume einen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Erkrankung ausüben. Dies zu untersuchen war Ziel dieser Studie.

Berichtet wird eine Aufarbeitun der Würzburger Daten aus den Jahren 1980 bis 2016. Diese umfasst 2258 Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom im Stadium pT1a bis pT4b. Die Nachbeobachtungszeit erstreckt sich über 82 Monate (Median, Bereich 0–440 Monate). Alle Patienten mit einem Tumorstadium > T1a erhielten eine totale Thyreoidektomie. Bei Patienten mit unifokalem papillärem Mikrokarzinom (pT1aN0M0) ohne sonstige Auffälligkeiten unterblieb dies (n = 277). Hier erfolgte eine Hemithyreoidektomie.

848 Patienten erhielten eine totale Thyreoidektomie, 266 Patienten zusätzlich eine Lymphadenektomie. Bei 867 Patienten wurde eine Komplettierungsoperation vorgenommen. Patienten mit papillärem Karzinom hatten signifikant häufiger eine initiale Thyreoidektomie als Patienten mit follikulärem Karzinom (59,4 vs. 47,0 %; p < 0.001). Gleiches gilt für Patienten mit bzw. ohne Lymphknotenmetastasen (79,0 vs. 50,0 %) oder mit bzw. ohne Fernmetastasen (82,4 vs. 53,7 %; p jeweils < 0,001).

Patienten, die eine Komplettierungsoperation erhielten, wiesen keine höhere operative Komplikationsrate auf. Zudem ergaben sich keine Unterschiede in der Komplikationsrate, wenn die zweite Operation innerhalb von drei Tagen, nach vier bis sieben Tagen, nach sieben Tagen bis drei Monate oder erst nach drei Monaten vorgenommen wurde. Auch die direkten Vergleiche der verschiedenen Zeitpunkte ergaben keinen signifikanten Unterschied.

Die Häufigkeit eines Hypoparathyreoidismus bei Komplettierungsoperation nach vorangegangener Hemithyreoidektomie belief sich auf 10,2 %, die einer Recurrensparese auf 5,8 %. Bei 3,6 % der Patienten traten beide Komplikationen auf. Auch hier ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zu der Gruppe von Patienten, die bereits initial eine Thyreoidektomie erhielten.

In der multivariaten Analyse zeigte es sich, dass das Alter, das Tumorstadium (T) oder das Vorliegen von Fernmetastasen einen signifikanten Einfluss auf die Überlebensrate ausüben (p < 0,001). Der Zeitpunkt der Operation, das Geschlecht, der histologische Befund oder das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen hatten hier keinen signifikanten Einfluss. 

Somit kann gefolgert werden, dass eine zweite Operation zur Komplettierung bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsen­karzinom keinen negativen Einfluss auf die Prognose ausübt. Sie hat auch keinen signifikanten Anstieg der Komplikationsrate zur Folge.

Letzte Aktualisierung: 30.09.2019