LITERATUR

THYROID-LIT-50868

Thyroid cancer patients with no evidence of disease: the need for repeat neck ultrasound

Grani, G.; Ramundo, V.; Falcone, R.; Lamartina, L.; Montesano, T.; Biffoni, M.; Giacomelli, L.; Sponziello, M.; Verrienti, A.; Schlumberger, M.; Filetti, S.; Durante, C.

(Dept. of Translational and Precision Medicine, Sapienza University of Rome, Rome, Italy; Dept. of Surgical Sciences, Sapienza University of Rome, Rome, Italy. Dept of Nuclear Medicine and Endocrine Oncology, Gustave Roussy and University Paris-Saclay, Villejuif, France)

J Clin Endocrinol Metab, DOI: 10: 1210/jc.2019-00962 (2019)

Bei Patienten mit einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom nimmt die Nachsorge einen zentralen Stellenwert ein. Neben der Bestimmung von Thyreoglobulin (Tg) wird in der Regel die Ultraschalluntersuchung der Halsregion durchgeführt. Hier wurde der Frage nachgegangen, welche Rolle die Sonographie bei Patienten mit einem papillären Karzinom, das ein niedriges oder mittleres Risiko aufweist, besitzt. Dabei musste ein niedriger unstimulierter Tg-Wert (< 1 ng/ml) vorliegen. Patienten mit einer aggressiven Form des Karzinoms wurden nicht berücksichtigt.

Berichtet wird über insgesamt 226 Patienten ohne Hinweise auf erneutes Tumorwachstum ein Jahr nach der Thyreoidektomie. Alle hatten zu diesem Zeitpunkt entweder einen nicht messbaren (< 0,20 ng/ml, n = 171 = Kohorte 1) oder einen niedrigen Tg-Wert (0,21–0,99 ng/ml, n = 55 = Kohorte 2). Anschließend erfolgten regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen.

Nach drei Jahren waren bei 169 der 171 Patienten in Kohorte 1 sonographisch keine Auffälligkeiten festzustellen (negativ-prädiktiver Wert NPV 98,8 %, 95 %-Vertrauensbereich 95,8–99,9 %). Bei den beiden übrigen Patienten lagen unklare Lymphknotenveränderungen vor; sie waren aber Tg-negativ. Beide Patienten blieben auch im weiteren Verlauf Tg-negativ und die sonographischen Auffälligkeiten bildeten sich zurück. Auch bei der letzten Nachsorgeuntersuchung waren bei drei Patienten sonographische Auffälligkeiten nachweisbar (NP 98,2 %, 95 %-Vertrauensbereich 95,0–99,6 %). Bei zwei dieser Patienten waren die Lymphknoten von „unbestimmtem“ Befund, bei einem wurde er als verdächtig klassifiziert. Bei keinem dieser drei Fälle war jedoch eine Intervention erforderlich.

In Kohorte 2 blieben bis auf einen alle 55 Patienten sonographisch ohne Auffälligkeiten nach drei Jahren. Bei dem einen Patienten wurde der Lymphknoten als „unbestimmt“ klassifiziert. Dies persistierte auch während der Folgeuntersuchungen. Es zog jedoch keine Intervention nach sich. Allerdings wurde eine Metastasierung vermutet, da Tg nach drei Jahren auf > 1 ng/ml angestiegen war. Bei der Abschlussuntersuchung waren bei zwei weiteren Patienten unbestimmte Lymphknoten­veränderun­gen aufgefallen, ebenfalls ohne Interventionsbedarf. Die negativ-prädiktiven Werte in dieser Kohorte nach drei Jahren und bei der Schlussuntersuchung waren vergleichbar mit denjenigen in Kohorte 1. In der Gesamtgruppe waren 57 % der Lymphknotenbefunde falsch positiv. In keinem Fall ergab sich eine Therapienotwendigkeit.

Die Autoren folgern aus ihren Daten, dass Patienten mit papillärem Schilddrüsenkarzinom, das einem niedrigen oder intermediären Risiko zugeordnet wurde, bei denen die erste Nachsorgeuntersuchung sonographisch keine Lymphknoten­metastasen zeigte und bei denen keine Tg-Antikörper und niedrige Tg-Werte (< 1 ng/ml) vorlagen, bei den weiteren Nachsorgeuntersuchungen anhand der Klinik und der Tg-Werte kontrolliert werden können und auf die Sonographie verzichtet werden kann.

Letzte Aktualisierung: 30.09.2019