LITERATUR

THYROID-LIT-50860

Cardiovascular Morbidity and Mortality After Treatment of Hyperthyroidism with Either Radioactive Iodine or Thyroidectomy

Ryödi, E.; Metso, S.; Huhtala, H.; Välimäki, M.; Auvinen, A.; Jaatinen, P.   

(Heart Center Co.; Dept. of Internal Medicine; Faculty of Medicine and Life Sciences; Faculty of Social Sciences; Tampere University Hospital, Tampere; Div. of Endocrinology, Dept. of Medicine, Helsinki University Central Hospital, Helsinki; Div. of Internal Medicine, Seinäjoki Central Hospital, Seinäjoki, all Finland)

Thyroid, 28: 1111-1120 (2018)

Eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität bei Vorliegen einer manifesten Hyperthyreose sind hinreichend belegt. Dies wird auch nicht durch eine Therapie und Erreichen einer euthyreoten Stoffwechsellage komplett beseitigt. Die Verfasser gingen hier der Frage nach, ob die Form der definitiven Therapie, d.h. Radiojodtherapie (RJTh) oder Operation, Einfluss auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität ausübt. Basierend auf der nationenweiten Erfassung in Finnland, wurden schließlich 6148 Patienten eingeschlossen. Davon wurden im gesamten Land 4334 Patienten operiert, 1814 Patienten erhielten im Universitätsklinikum Tampere eine RJTh (für diese Therapieform gab es keine nationenweite Erfassung). Das mittlere Alter der Patienten betrug 49 Jahre (Interquartilbereich 35 – 62 Jahre). Sie wurden 10.6 Jahre nachverfolgt (Median). Als Vergleichsgruppe wurden 18 432 alters- und geschlechtgematchte Personen eingeschlossen.

Patienten, die operiert wurden, waren jünger als Patienten, die eine RJTh erhielten: 46 bzw. 59 Jahre (Median; p< 0.001). Bei operierten Patienten war der Anteil einer Struma nodosa höher: 39 vs. 18 %. Bereits vor der definitiven Therapie war bei Patienten mit Hyperthyreose ein Anstieg der Hospitalisationsrate wegen kardiovaskulärer Erkrankungen festzustellen (siehe Abbildung), insbesondere wegen einer arteriellen Hypertonie, gefolgt von absoluter Arrhythmie infolge Vorhofflimmerns. Sie stieg nach beiden Therapieformen weiter an. Zum Zeitpunkt der Therapie der Hyperthyreose errechnete sich so für die Erfordernis eines stationären Aufenthaltes wegen einer absoluten Arrhythmie eine Odds ratio (OR) von 5.13 (Konfidenz­intervall CI 4.39 – 6.00), verglichen mit Kontrollen.

Im Folgenden wurden die Verläufe nach der definitiven Therapie untersucht. Hier kam es zu 1719 Krankenhausaufenthalten in der Gruppe der hyperthyreoten Patienten und 4408 Aufnahmen in der Kontrollgruppe (Hazard ratio bei den hyperthyreoten Patienten vs. Kontrollen 1.15 (CI 1.09 – 1.21). Die meisten Aufnahmen waren in der Gruppe der hyperthyreoten Patienten wegen einer absoluten Arrhythmie erforderlich (n= 680), gefolgt von hypertensiven Entgleisungen (n = 668). Vergleicht man nun die beiden Therapie­gruppen, so zeigte sich zunächst ein etwas höheres Risiko der stationären Aufnahme bei mit Radiojod therapierten Patienten verglichen mit thyreoidektomierten Patienten (HR = 1.14, CI 1.03 – 1.26), adjustiert für Alter, Geschlecht und Vorerkran­kungen. Auch das Risiko der stationären Aufnahme wegen bekannter oder neu aufgetretener absoluter Arrhythmie war er­höht (HR = 1.21, CI 1.03 – 1.42, bzw. HR = 1.29, CI 1.08 – 1.54). Für die anderen Subgruppen kardiovaskulärer Erkrankungen ergab sich kein Unterschied.

Die kardiovaskuläre Mortalität unterschied sich nicht zwischen der Gruppe hyperthyreoter Patienten und der gematchten Kontroll­gruppe. Allerdings war in der Regressionsanalyse die Mortalität in der RJTh-Gruppe höher als in der operierten Gruppe (HR = 2.05, CI 1.69 – 2.48). Betrachtet man aber die Subgruppe von mit Radiojod behandelten Patienten, die wegen einer Hypothyreose Levothyroxin einnahmen, und die Gruppe thyreoid­ektomierter Patienten, so bestand kein Unterschied mehr.

Die Autoren folgern zunächst aus den Langzeitdaten, dass eine Hyperthyreose über Jahrzehnte ein erhöhtes Risiko der stationären Aufnahme wegen kardiovaskulärer Erkrankungen bedingt. Dabei ist das Risiko für mit Radiojod behandelten Patienten höher als bei operierten Patienten. Wird die RJTh aber so dosiert, dass eine Hypothyreose entsteht, ergibt sich kein Unterschied mehr zu thyreoidektomierten Patienten. Gefordert wird eine rasche und effektive Beseitigung der Hyperthyreose.

Letzte Aktualisierung: 18.03.2019