LITERATUR

THYROID-LIT-50859

Symptomatic Relief is Related to Serum Free Triiodothyronine Concentrations during Follow-up in Levothyroxine-Treated Patients with Differentiated Thyroid Cancer

Larisch, R.; Midgley, J.E.M.; Dietrich, J.W.; Hoermann, R.  

(Dept. of Nuclear Medicine, Klinikum Lüdenscheid, Germany; North Lakes Clinical, Ilkley, UK; Medical Dept. I, Endocrinology and Diabetology, Bergmannsheil University Hospital, Bochum, Germany; Ruhr Center for Rare Diseases, Ruhr University of Bochum and Witten/Herdecke University, Bochum, Germany)

Exp Clin Endocrinol Diabetes, 126: 546-552 (2018)

Im Rahmen der Nachsorge bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom wird in der Regel ein Zielwert für die TSH-Konzentration vorgegeben, nach dem sich die Dosierung von Levothyroxin (L-T4) richtet. Gleichwohl berichten viele Patienten trotz eines TSH-Wertes im Zielbereich über Symptome, die häufig vereinbar mit einer Hypothyreose sein können. Auch findet man in vielen Fällen einen relativ niedrigen fT3-Wert. Hier wird untersucht, welche Bedeutung eine solche Laborkonstellation aufweist.

Berichtet wird in dieser retrospektiven Studie über 319 (230 Frauen, 89 Männer) Patienten mit differenziertem Schild­drüsen­karzinom, bei denen eine stabile L-T4-Medikation eingenommen wurde. Die Patienten wurden über 63 Monate (Median; 2309 Patientenkontakte) nachbeobachtet. Bei jeder Visite wurden die Patienten nach ihren Beschwerden befragt, unter Vermeidung suggestiver Fragen. Die Antworten wurden von einem weiteren Arzt eingeordnet nach Symptomen einer Hypothyreose, einer Hyperthyreose oder als nicht durch die Schilddrüse zu erklären. Bei Patienten mit einem niedrigen Tumorrisiko (pT1a) wurde eine TSH-Suppression vermieden. Ansonsten wurde während der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung TSH-suppressiv behandelt.

Das Lebensalter (Median) betrug 50.1 Jahre. Bei keinem der Patienten lag eine TSH-Erhöhung auf über 4 mU/L vor. Die L-T4-Dosis betrug im Median 150 µg, entsprechend 1.84 µg/kg Körpergewicht. Während der Beobachtungsperiode betrug die Änderung für die L-T4-Dosis 0.49 µg/kg KG (Median; Interquartilbereich IQR 0.29 – 0.79), für fT3 1.77 pmol/l (1.25 – 2.32), für fT4 9.80 pmol/l (6.70 – 12.8) und für TSH 1.25 mU/L (0.42 – 2.36). 35 % der Patienten berichteten auf die Schilddrüse zu beziehende Symptome während einer der Visiten. Davon wurden 26 % einer Hypothyreose zugeordnet, 9.6 % einer Hyperthyreose. Patienten, die Symptome berichteten, unterschieden sich nicht von symptomfreien Patienten bezüglich Alter, Geschlecht oder BMI. Die Rate von Symptomen einer Hypo- wie Hyperthyreose korrelierte mit allen drei Laborparametern (TSH, fT3, fT4). Dabei zeigte sich, dass die meisten Patienten zur Behebung der Symptome einer Hypothyreose eine höhere L-T4-Dosis benötigten, die zu einer TSH-Suppression und gleichzeitig zu einem Anstieg der fT3-Werte in den oberen Normbereich führte. So zeigte die multivariate Analyse nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und BMI einen signifikanten Zusammenhang zwischen fT3 und Symptomen einer Hypothyreose. Dies zeigt die Abbildung. Diese Aussage wird weiter unterstützt durch Befunde, dass die fT3-Werte bei vergleichbaren TSH-Konzentrationen bei Patienten mit Schild­drüsen­karzinom niedriger als bei einer Kontrollgruppe schilddrüsengesunder Personen gemessen wurden. Für Symptome einer Hyperthyreose fand sich kein Zusammenhang.

Die Verfasser folgern aus ihren Beobach­tungen, daß bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom, die mit L-T4 behandelt werden, das Vorliegen von Symptomen einer Hypothyreose mit einer niedrigen fT3-Konzen­tration korreliert. FT3 kommt somit mutmaßlich eine größere Bedeutung in dieser Patienten­gruppe zu als bislang angenommen. Hieraus leiten sich klinische Implikationen ab.

Letzte Aktualisierung: 18.03.2019