LITERATUR
THYROID-LIT-50851
Low or undetectable basal thyroglobulin levels obviate the need for neck ultrasound in differentiated thyroid cancer patients after total thyroidectomy and 131I ablation
Verburg, F. A.; Mäder, U.; Giovanella, L.; Luster, M.; Reiners, C.
(Dept. of Nuclear Medicine; Comprehensive Cancer Center Mainfranken; University of Würzburg, Würzburg, Germany; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Marburg, Marburg, Germany; Dept. of Nuclear Medicine, Oncology Institute of Southern Switzerland, Bellinzona, Switzerland.)
Thyroid, 28: 722-728 (2018)
Die Ultraschalluntersuchung der Halsregion zählt zu den Standarduntersuchungen im Rahmen der Nachsorge von Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom nach Durchführung der Thyreoidektomie und der ablativen Radiojodtherapie. Dies geschieht in der Regel unabhängig vom Ergebnis der Messung des basalen Thyreoglobulin-(Tg-) Wertes. Die Sonographie der Halsregion ist jedoch stark untersucherabhängig. Auch wird sie in einigen Ländern nur bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko, mit erhöhtem Tg-Wert oder sonstig bestehendem Verdacht auf persistierendes oder rezidivierendes Schilddrüsenkarzinom vorgenommen. Daher stellten sich die Verfasser die Frage, inwieweit aus der routinemäßigen Durchführung der Sonographie, unabhängig von der Höhe des nicht durch TSH stimulierten Tg-Wertes, ein klinischer Benefit abgeleitet werden kann.
Berichtet wird in dieser retrospektiven Untersuchung über 773 Patienten (Alter im Median 47.1 Jahre; Bereich 5 – 87 Jahre) mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom, bei denen eine Thyreoidektomie und ablative 131I-Therapie erfolgte. Vorgenommen wurden 3176 Ultraschalluntersuchungen. Die Tg-Messung erfolgte mit einem sehr sensitiven Assay. Von den Sonographien wurden 2199 als sicher negativ beurteilt, 216 als sicher positiv. Unter 692 Sonographien wurden bei 339 Patienten diese als falsch-positiv beurteilt (43.9 %), davon wurden 170 Patienten als mit niedrigem Risiko assoziiert zugeordnet. 69 Sonographien wurden als falsch-negativ klassifiziert.
Bei 733 als pathologisch kassifizierten Untersuchungen von 359 Patienten erfolgte lediglich eine sonographische Nachsorge und Tg-Bestimmung. In der Gesamtbetrachtung ergab sich eine Sensitivität der Ultraschalldiagnostik von 75.8 % (95 %-Vertrauensbereich CI 70.1 – 81.5 %), eine Spezifität von 76.1 % (CI 74.3 – 77.8 %), ein positiv prädiktiver Wert von 23.8 % (CI 18.1 – 29.5 %), ein negativ-prädiktiver Wert von 97.0 % (CI 96.2 – 97.7 %) und eine Genauigkeit von 76.0 % (CI 74.3 – 77.7). Zu bemerken ist, dass die Anzahl falsch-positiver Untersuchungen die der richtig-positiven im Verhältnis von 3.2 : 1 übertraf. Vergleicht man Patienten mit hohem und niedrigem Risiko aufgrund der Tumorklassifikation, so ergab sich kein relevanter Unterschied bezüglich der genannten statistischen Parameter. Auch ergaben sich keine Unterschiede zwischen Patienten mit nicht messbarer und niedrig nachweisbarer Tg-Konzentration von < 1 µg/L. Auch hier war der Anteil falsch-positiver sonographischer Befunde deutlich höher als der Anteil falsch-negativer Befunde. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei Patienten mit Tg-Werten > 1 µg/L ein signifikant besserer positiv-prädiktiver Wert und ein signifikant schlechterer negativ-prädiktiver Wert als bei den beiden Patientengruppen mit Tg-Werten < 1 µg/L. Auch war hier die Rate falsch-positiver Befund niedriger und diejenige der richtig-positiven Befunde höher, woraus ein Verhältnis von 1: 1 resultierte
Die Verfasser kommen zu der klaren Festlegung, dass nach totaler Thyreoidektomie und ablativer RJTh eine Ultraschallkontrolle nur bei Patienten mit Tg-Werten von ≥ 1 µg/L (bei Fehlen von Tg-Antikörpern) zu empfehlen ist, und das unabhängig von der ursprünglichen Risikoeinschätzung. Konzentriert man sich auf diese Patientengruppe, kann ein deutlich besseres Verhältnis von richtig-positiven zu falsch-positiven Befunden erwartet werden.
Letzte Aktualisierung: 27.12.2018