LITERATUR

THYROID-LIT-50850

Einfluss der Glukokortikoidtherapie auf die intratherapeutische Biodistribution von 131I bei der Radiojodtherapie des Morbus Basedow

Halstenberg, J.; Kranert, W.T.; Korkusuz, H.; Mayer, A.; Ackermann, H.; Grünwald, F.; Happel, C.

(Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Nuklearmedizin; Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, Frankfurt/M., Deutschland)

Nuklearmedizin, 57: 43-49 (2018)

Die Radiojodtherapie (RJTh) stellt eines der sog. definitiven Verfahren bei Patienten mit Autoimmunhyperthyreose (M. Basedow) vor. Bei sehr vielen Patienten erfolgt wegen einer endokrinen Orbitopathie (e.O.) eine begleitende Behandlung mit Glukokortikoiden, wie dies auch in Leitlinien vorgeschlagen wird. Ziel der hier vorgestellten Untesuchung war es, den Effekt dieser Glukokortikoidbehandlung auf die Biokinetik von 131I zu untersuchen. Hierzu liegen in der Literatur unterschiedliche Berichte vor.

Vorgestellt wird eine retrospektive Untersuchung bei 211 Patienten (166 Frauen, 45 Männer) im Alter von durchschnittlich 52 Jahren (Median; Bereich 20 – 83 Jahre), bei denen wegen eines M. Basedow eine RJTh vorgenommen wurde. Beschrieben wird der prä- und intratherapeutische extrapolierte maximale Uptake (EMU) von 131I in der Schilddrüse sowie dessen effektive Halbwertszeit. Bei jedem Patienten erfolgte vor der RJTh eine Radiojodtestung. Patienten mit einer e.O. erhielten Gluko­kor­ti­koide (n = 35) in absteigender Dosierung, nach festgelegtem Schema. Patienten ohne e.O. erhielten keine Kortison­behandlung (n = 176). Gewicht, das Alter bei RJTh, TSH sowie die Höhe der Schilddrüsenantikörper unterschieden sich zwischen beiden Gruppen nicht.

In der Gruppe von Patienten mit e.O. zeigte sich intratherapeutisch ein Rückgang des medianen EMU von 44 % im Radiojodtest auf 35 % unter RJTh. Dies wird auf die Glukokortikoidtherapie zurückgeführt, da sonst eine Übereinstimmung zwischen prätherapeutischem und intratherapeutischem EMU zu erwarten wäre (d.h. ein Quotient von 100 % vorliegen müsste). Bei reduzierter intratherapeutischer Speicherung ist der Quotient < 100 %, bei erhöhtem intratherapeutischem EMU > 100 %. Die im Radiojodtest ermittelte Speicherung wurde unter Glukokortikoidbehandlung unter der Therapie nur zu 89 % erreicht (Bereich 54 – 108 %). Dies war bei Patienten ohne e.O. und ohne Glukokortikoidbehandlung nicht nachweisbar. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war statistisch signifikant (p = 0.00013). Die effektive Halbwertszeit von131I zeigte keinen Einfluss der begleitenden Glukokortikoidbehandlung.

Als weitere Vergleichsgruppe wurden 153 Patienten mit disseminierter Autonomie untersucht, die ebenfalls eine RJTh erhielten. Auch hier zeige sich erwartungsgemäß kein Unterschied zwischen dem EMU im Radiojodtest und während der RJTh.

Somit übt die begleitende Glukokortikoidbehandlung einen signifikanten Effekt auf den intratherapeutischen maximalen Uptake (EMU) einer RJTh bei Patienten mit M. Basedow und e.O. aus. Daraus ergibt sich eine evtl. Anpassung der Radiojodaktivität bei diesen Patienten.

Letzte Aktualisierung: 27.12.2018