LITERATUR

THYROID-LIT-50848

High serum cholesterol is a novel risk factor for Graves´ orbitopathy: results of a cross-sectional study

Sabini, E.; Mazzi, B.; Profilo, M.A.; Mautone, T.; Casini, G.; Rocchi, R.; Ionni, I.; Menconi, F.; Leo, M.; Nardi, M.; Vitti, P.; Marcocci, C.; Marino, M.

(Dept. of Clinical and Experimental Medicine, Endocrinology Units; Dept. of Surgical, Medical and Molecular Pathology, Ophthalmopathy Unit I; University of Pisa and University Hospital of Pisa, Pisa, Italy.)

Thyroid, 28: 386-394 (2018)

Da bekannt ist, dass eine Medikation mit Statinen einen antiinflammatorischen Effekt ausübt, unabhängig vom lipidsenkenden Einfluss, fragtem sich die Autoren inwieweit ein Zusammenhang besteht zwischen einer endokrinen Orbitopathie (e.O.) und einer Hypercholesterinämie, insbesondere dem LDL-Cholesterinwert. Berichtet wird über 250 Patienten mit Autoimmun­hyperthyreose, die in der Einrichtung der Autoren zur Durchführung einer Radiojodtherapie vorstellig wurden. 113 Patienten wiesen eine e.O (nach der NOSPECS-Klassifikation ≥ 2) auf, 117 keine. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht bezüglich Geschlecht, der Familienanamnese bezüglich einer Hypercholesterinämie, der Intensität sportlicher Betätigung, der Alkoholaufnahme, dem body mass – Index oder der Prävalenz von Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder chronischer Lebererkrankung. Auch die Einnahme von Medikamenten, die Einfluss auf den Lipidstoffwechsel ausüben können, unterschieden sich nicht. Die Schilddrüsenwerte fT3, fT4, TSH waren bei beiden Gruppen nicht verschieden. Aller­dings waren Patienten mit einer e.O. signifikant älter als Patienten ohne e.O. (51.8 ± 10.9 Jahre vs. 45.0 ± 13,3 Jahre (p < 0.0001), waren häufiger aktuelle Raucher (n = 43 vs. N = 28, p = 0.01), hatten eine kürzere hyperthyreote Phase (18 vs. 43 Monate; p < 0.0001) und hatten höhere TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAb, im Mittel 3.2 vs. 2.0 U/L; p = 0.001).

Zwischen den beiden Gruppen ergaben sich keine Unterschiede bezüglich Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin und der Triglyzeride. Aufgrund der erwähnten Unterschiede zwischen beiden Gruppen, erfolgte eine multivariate Analyse. Danach hatten das Lebensalter, die Rauchgewohnheiten und die Höhe der TRAb keinen Einfluss. Ein signifikanter Zusammenhang bestand jedoch zur Dauer der Hyperthyreose: nach Adjustierung nach der Hyperthyreosedauer ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer e.O. und der Höhe von Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin (p = 0.01 bzw. p= 0.02).

Unterteilt man in zwei Untergruppen nach der Dauer der Hyperthyreose (< 44 Monate bzw. ≥ 44 Monate), so ergaben sich in der erstgenannten Untergruppe (< 44 Monate) signifikant höhere Werte an Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin bei Patienten mit e.O. vs Patienten ohne e.O.(siehe Abbildung 1). HDL-Cholesterin und die Triglyzeride unterschieden sich nicht.

Legt man in der Untergruppe von Patienten mit einer Hyper­thyreose­dauer von < 44 Monaten für Gesamtcholesterin einen cut-off-Wert von 191 mg/dl und für LDL-Cholesterin einen cut-off-Wert von 118.4 mg/dl zugrunde, so war eine e.O. bei den Patienten mit höheren Werten signifikant häufiger anzutreffen (RR = 1.47, 95 %-Vertrauensbereich 1.01 – 2.14 für Gesamt­cholesterin, RR = 1.28, 95 %-Vertrauensbereich 1.01 – 1.62 für LDL-Cholesterin), (siehe Abbildung 2).

Desweiteren wurde eine mögliche Beziehung zur Aktivität der e.O. untersucht. Hier zeigte sich insgesamt kein Zusammenhang mit der Höhe der Lipidwerte. Allerdings war der clinical activity score (CAS) höher bei Patienten mit hohen Gesamtcholesterinwerten (p = 0.02). Ferner: begrenzt man die Analyse auf Patienten mit unbehandelter e.O., so zeigte sich eine Korrelation zwischen CAS und Gesamt­cholesterin und LDL-Cholesterin (p = 0.04 bzw. p = 0.03), jeweils nach Adjustie­rung bezüglich der e.O.-Dauer.

Die Verfasser beschreiben somit Zusammenhänge zwischen dem Auftreten und der Schwere einer e.O. einerseits und der Lipid­konstellation andererseits. Sie halten einen Effekt der Cholesterin­konzentration auf die e.O. für möglich. Daher sollten Studien erfolgen, die sich einem möglichen Effekt lipidsenkender Maß­nahmen bei Vorliegen einer e.O. widmen.

Letzte Aktualisierung: 27.12.2018