LITERATUR

THYROID-LIT-50842

Over- and under-treatment of hypothyroidism is associated with excess mortality: A register-based cohort study

Lillevang-Johansen, M.; Abrahamsen, Bo; Løvendahl Jørgensen, H.; Heiberg Brix,T.; Hegedu, L.

Dept. of Endocrinology and Metabolism, Odense University Hospital, Odense; Institute of Clinical Research; Odense Patient data Explorative Network OPEN; University of Southern Denmark, Odense; Dept. of Medicine, Holbæk Hospital, Holbæk; Dept. of Clinical Biochemistry, Hvidovre Hospital, Copenhagen; Dept. of Clinical Medicine, University of Copenhagen, all Denmark.)

Thyroid, 28: 566-574 (2018)

Die von einer dänischen Arbeitsgruppe vorgelegte Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Hypothyreose und Mortalität bei behandelten und unbehandelten Patienten, wobei ein besonderer Aspekt die Erfassung von Konsequenzen einer Über- bzw. Untertherapie war. Die Daten entstammen einer Register-basierten Kohorten-Studie mit insgesamt 235.168 Individuen, bei denen zwischen 1995 und 2001 mindestens eine TSH-Bestimmung durchgeführt wurde. Die Definition der Hypothyreose umfasste einen TSH-Wert von > 4 mIU/ml bei zwei unabhängigen Messungen innerhalb eines halben Jahres mit einem Mindestabstand von 2 Wochen. Alternativ reichte auch eine einmalige Messung wenn im darauffolgenden Jahr mindestens zwei Rezepte für Levothyroxin ausgestellt wurden. Die Berechnung der Mortalitätsraten (Gesamtmortalität) erfolgte mittels multivariabler Regressionsanalyse nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und Komorbiditäten. Erwartungs­gemäß war die Mortalität bei unbehandelten Patienten mit Hypothyreose im Vergleich mit den euthyreoten Kontrollen erhöht (n = 673; Hazard Ratio HR = 1,46; p < 0,001). Dies galt sowohl für Patienten mit milder Hypothyreose (TSH zwischen 4 und 10 IU/ml; HR = 1,93; p < 0,001), als auch für Patienten mit einer deutlichen Hypothyreose (TSH > 10 IU/ml; HR = 1,10; p = 0,002). An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Bestimmung der Schilddrüsenhormone für die Beurteilung des Schweregrades der Hypothyreose in dieser Studie keine Rolle spielte. Sowohl für behandelte, als auch für unbehandelte Patienten fand sich ein Mortalitätsanstieg für jedes Halbjahr mit erhöhten TSH-Wert (HR = 1,05 / p < 0,0001 bzw. HR = 1,05 / p = 0,0009). Bei Patienten, die mit Levothyroxin behandelt wurden zeigte sich ebenfalls eine Mortalitäts-Steigerung, wenn der TSH-Wert unter Therapie erniedrigt war (Faktor 1,18 für jedes Halbjahr mit TSH-Suppression). Diese Beobachtung war unabhängig vom Alter und vom Grad der vorbestehenden Hypothyreose.

Die Studie zeigt, dass die Gesamtmortalität bei unbehandelter und überbehandelter Hypothyreose signifikant erhöht ist, nicht jedoch bei adäquat behandelter Hypothyreose. Die Dauer einer Überbehandlung (TSH-Suppression) hat einen stärkeren Effekt auf die Mortalität als die Dauer einer fehlenden oder unzureichenden Behandlung (TSH-Erhöhung). Die Autoren leiten hieraus die Empfehlung eines engmaschigen TSH-Monitorings bei der Hypothyreose-Behandlung ab.

Letzte Aktualisierung: 01.11.2018