Thyroid-Lit-50773
Cancer incidence and mortality in patients treated either with RAI or thyroidectomy for hyperthyroidism
RYÖDI, E.; METSO, S.; JAATINEN, P.; HUHTALA, H.; SAARISTO, R.; VÄLIMÄKI, M.; AUVINEN, A.
(Heart Center Co., Tampere University Hospital, Tampere; School of Medicine, University of Tampere, Tampere; Dept. of Internal Medicine, Tampere University Hospital, Tampere; Dept. of Internal Medicine, Seinäjoki Central Hospital, Seinäjoki; School of Health Sciences and Dept. of Surgery, Tampere University Hospital, Tampere; Div. of Endocrinology, Dept. of Medicine, Helsinki University Central Hospital, Helsinki, all Finland)
J Clin Endocrinol Metab, 100(10): 3710-3717 (2015)
Immer wieder wird diskutiert, ob eine Radiojodtherapie (RJTh) zur Behandlung einer Hyperthyreose mit einem erhöhten Karzinomrisiko assoziiert ist. Dabei ist offen, ob dies eine Folge der Hyperthyreose, eine Folge der RJTh oder eine Folge gemeinsamer Risikofaktoren der Hyperthyreose und eines Karzinoms ist. Ziel der hier referierten Langzeituntersuchung war es, den Einfluss einer RJTh mit demjenigen einer Thyreoidektomie auf das Karzinomrisiko zu vergleichen.
Zwischen Januar 1996 und Dezember 2007 wurden zur Behandlung der Hyperthyreose in Finnland 4334 Patienten operativ behandelt. Dies wurde in einem nationalen Register erfasst. Während derselben Zeitspanne wurden 1814 Patienten mit Radiojod behandelt. Als gesunde Vergleichsgruppe dienten 18 432 alters- und geschlechtsgematchte Personen. Das Auftreten eines Karzinoms wird in Finnland nationenweit erfasst. In die Studie eingeschlossen wurden nur primäre Tumorleiden, die bis Dezember 2009 erfasst wurden. Das Alter der Patienten wie auch der Personen der Kontrollgruppe betrug 49 Jahre (Median). Während der Beobachtungszeit starben 1035 Patienten (17 %) verglichen mit 2788 (15 %) in der Kotrollgruppe. Die Nachbeobachtungszeit belief sich auf 10 Jahre (Median).
Bei 651 Patienten mit früherer Hyperthyreose (10.2 %) und bei 1882 Personen der Kontrollgruppe (10.4 %) wurde eine Krebserkrankung während der Nachbeobachtungszeit erstmals diagnostiziert. Dabei ergab sich kein signifikanter Unterschied in der Karzinominzidenz zwischen Patienten und der Kontrollgruppe (rate ratio (RR) 1.05, 95 % Vertrauensbereich 0.96 – 1.15). Dies galt auch bei Aufschlüsselung nach dem Geschlecht. Betrachtet man jedoch die einzelnen Karzinomlokalisationen, so erkrankten Patienten mit früherer Hyperthyreose signifikant häufiger an Karzinomen des Respirationstaktes und an Magenkarzinomen (RR 1.46, 95 %-Vertrauensbereich 1.05 – 2.02, p = 0.02; bzw. RR 1.64, 95 %-Vertrauensbereich 1.01 – 2.68, p = 0.04). Für die Gesamtgruppe war in der Cox-Regressionsanalyse eine behandelte Hyperthyreose ebenfalls nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert (HR 1.11, 95 %-Vertrauensbereich 0.96 – 1.28). Auch unterschied sich die Karzinom-Mortalitätsrate nicht zwischen Patienten und der Kontrollgruppe (RR 1.08, 95 %-Vertrauensbereich 0.94 – 1.25). Betrachtet man die beiden Therapieverfahren, so ergab sich für die RJTh kein höheres Krebsrisiko als für die operative Behandlung (HR 1.03, 95 %-Vertrauensbereich 0.86 – 1.23). Auch die Krebsmortalität unterschied sich nicht zwischen beiden Therapieformen (HR 1.04; 95 %-Vertrauensbereich 0.91 – 1.21).
Die sehr sorgfältige Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass eine RJTh zur Behandlung einer Hyperthyreose nicht mit einem erhöhten Karzinomrisiko assoziiert ist. Für die Gesamtgruppe ehemals hyperthyreoter Patienten fand sich ein signifikant höheres Risiko für Karzinome des Respirationstraktes und des Magens. Gemutmaßt wird, dass bei diesen beiden Karzinomarten und bei der Hyperthyreose gemeinsame Risikofaktoren vorliegen könnten.
Letzte Aktualisierung: 10.02.2016